Singapore in a Week

Singapore in a Week
Drei Affen im MacRitchie-Rservoir.

Singapur, der erste Stopp auf unserer grossen Reise. Besonders gut auf die Stadt vorbereitet waren wir nicht, immerhin hätten wir ja sicherlich ein paar Tage mit Jetlag zu kämpfen und müssen entsprechend nicht wirklich Aktivitäten heraussuchen, oder? Erstaunlicherweise merkten wir nicht besonders viel von der doch recht grossen Zeitverschiebung. Entsprechend waren zu Beginn etwas verloren, was wir denn nun genau mit unserer Zeit anfangen sollen.

Die – oder zumindest eine – Antwort: Essen. Davon gibt es in Singapur mehr als genug, immerhin treffen im kleinen Stadt-Staat gefühlt alle asiatischen Kulturen aufeinander. Chinatown und Little India sind nur eine kurze Metro-Fahrt von einander entfernt, dazwischen lässt sich auch alles andere problemlos finden. Oftmals muss man für das beste Essen nicht einmal in ein Restaurant – obwohl wir unser absolutes Lieblingsessen in Singapur tatsächlich in einem chinesischen Szechuan-Restaurant fanden. Ansonsten machten wir aber hauptsächlich Gebrauch von den Hawker-Stalls.

Das beste Hawker-Center – zumindest aus meiner Sicht – war wohl Lao Pau Sat. Bedeckt von einer runden Kuppel und mit einem Getränkestand in der Mitte, gab es in diesem Food Center wirklich alles, was das (mein) Herz begehrt. Während die Leute nur so um einen herumwuselten, konnte man von chinesischen Bao (eine Art grosser Dumplings) über malaysisches Laksa (einem meiner liebsten Essen) bis hin zu koreanischem Kimchi-Fried-Rice (ein anderes meiner Lieblingsessen) alles finden. Direkt nebeneinander. Während man sein Essen geniesst, lassen sich alle möglichen Leute beobachten.: Verwirrte und überforderte Touristen, sowie die lokalen Menschen. Verständlich, würde ich in Singapur leben, ich würde nie wieder selbst kochen.

Abgesehen vom Essen ist die Stadt aber nicht besonders billig.

Singapore? More like Singa-I’m-gonna-be-poor-after-this

Du willst auf das berühmte Schiff auf dem Marina Bay Sands Hotel? 30 Dollar. Den Cloud Forest anschauen? 30 Dollar. Ein Museum besuchen? Tendenziell über 30 Dollar. Auf den ersten Blick wirkt Singapur wie jede andere touristische Stadt – in London jedenfalls kosteten die Touristenattraktionen alle auch rund 30 Pfund. Nur der Wechselkurs macht Singapur etwas billiger: Aus 30 Pfund werden 33 Schweizer Franken, aus 30 Sinfapore Dollars rund 20 Franken. Klingt hier jetzt gar nicht so teuer, aber trotzdem: Von der Erwartung, dass Asien extrem billig ist, bleibt hier nicht besonders viel übrig.

Auch wenn die Stadt teurer als erwartet war: Für uns war sie ein sehr guter Start. Letzten Endes fühlt sie sich etwas an wie eine asiatische Schweiz. Etwas teuer, super ÖV, die Menschen sind freundlich, lassen dich aber grundsätzlich in Ruhe. Wir wurden ein einziges Mal von einer lokalen Person angesprochen. Und das weil wir auf der Suche nach dem botanischen Garten wohl etwas sehr verloren ausgesehen haben.

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Der Baum streckt seine Wurzeln aus, um uns 30 Dollar zu entziehen. –Jonas

Auch wenn wir versuchten, den teuren Aktivitäten aus dem Weg zu gehen, ein paar touristische Attraktionen mussten dann doch sein. Entsprechend machten wir uns am dritten Abend mit unseren Bekannten vom vorhergehenden Tag auf Richtung Marina Bay Sands. Nicht, um uns auf den Boden zu legen, sondern um hoch hinaus zu gehen: auf das berühmte Schiff auf dem Marina Bay Sands Hotel. Der Norm getreu kostet dies 30 Singaporean Dollars. Die wir allerdings als Gutschein in der Bar Cé La Vi wiederbekommen. Vermutlich reicht es für einen Drink, witzelt eine unserer neuen Bekannten. Egal, wir sind jetzt hier und wollen die Stadt von oben sehen.

Ab in den Lift und in den 57. Stock. Die Leute mussten schon beinahe aufeinander draufsteigen, so klein ist die Bar. Und abgesehen von der Bar durften wir auch nirgendwo hin. Die Aussicht war schön, aber damit hatte es sich auch schon. Und die namenlose Reisende hatte Recht: Die 30 Dollar reichten gerademal für einen Drink – und das mit dem draufgeschlagenen Trinkgeld, das hier keine Option ist, auch nur knapp.

Das berühmte Schiff auf dem Marina Bay Sands Hotel.

Spannend war der Abend allerdings doch. Nicht wegen dem Ausflug an sich, sondern wegen der Gesellschaft. Während wir alle gemütlich unsere Cocktails dranken, fangen unsere neuen Bekanntschaften an, Geschichten aus ihrem Leben auszupacken. Details bleiben hier verschwiegen. Sagen wir einfach, dass eine Britin, eine Deutsche – die seit zehn Jahren in der Weltgeschichte herumreist – und ein Russe, dessen verrückteste Geschichte nicht die drei Schiessereien sind, die er in der USA miterlebte, einiges zu erzählen hatten. Mit ihren verrückten Geschichten konnten wir auf jeden Fall nicht mithalten. Zwischendurch fragte ich mich, ob wir dadurch in unserem Leben etwas verpasst haben. Ich bin mir bis jetzt nicht ganz sicher.

Der Abend hinterliess auf jeden Fall einen grossen Eindruck – und ein bestimmtes Bild dieser Reisenden. Im Nachhinein würde mich allerdings sehr interessieren, welches Bild sie von uns hatten. Am nächsten Morgen treffen wir sie nämlich wieder in der Lobby. Während sie sich überlegen, verschieden Museen zu besuchen, machen wir uns auf die Suche nach guten Wanderungen in der Umgebung. «Typical Swiss», lachen sie. Wo sie Recht haben…

Eine wirkliche Schweizer Wanderung finden wir in Singapur natürlich nicht, der TreeTopWalk durch ein Reservoir muss ausreichen. Auch wenn die «Wanderung» nicht besonders anstrengend ist – und meist nur minimal, wenn überhaupt raufgeht – kommen wir genauso ins Schwitzen wie in den Schweizer Bergen. Gefühlten 120 Prozent Luftfeuchtigkeit sei Dank. Lohnen tut sich der Spaziergang für mich aber allemal – und das bereits auf dem Parkplatz. Dort nämlich sehen wir die ersten Affen auf unserer Reise. Teilweise sogar mit kleinen Affen-Babies. Während Jonas schon den nächsten Schatten sucht, bleibe ich ein Weile stehen und strahle die Tiere an. Sie allerdings betrachten mich nur höchst desinteressiert.

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Oftmals trugen die Affen auch kleine Babies mit sich.

Die Wanderung an sich ist relativ unspektakulär. Abgesehen vom Blitz-Alarm. Und der klingt sehr viel dramatischer, als er tatsächlich ist. Das Wetter in Singapur ist beinahe so pünktlich wie die Schweizer – jeden Tag fing es um 14 Uhr zu regnen an. Auch während unserer «Wanderung» verdunkelte sich pünktlich diese Zeit der Himmel. Dann plötzlich erklingt der Alarm. Was das wohl zu bedeuten hat? Während wir noch unbesorgt weiterlaufen, ruft uns jemand zu: «Das ist der Blitz-Alarm, ihr müsst Unterschlupf suchen!» Wirkt etwas übertrieben, aber okey. Das Singapurische Sicherheitsdenken übertrifft wohl noch das der Schweizer. Wir stellen uns trotzdem unter einen Unterschlupf. Man weiss ja nie.

Nach rund zehn Minuten stellt der Alarm ab. Von Blitzen ist weit und breit keine Sicht, regnen tut es zwar stark, aber nur sehr kurz. Nach weiteren fünf Minuten machen wir uns wieder auf den Weg. Während wir neben dem Golfplatz entlang spazieren – der letzte Teil der «Wanderung» geht zwangsweise dort durch – vermisse ich etwas die Schweizer Berge.

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A chicken in the jungle – im MacRitchie-Reservoir finden wir auch bekannte Tiere.

An unserem letzten Tag regnet es bereits vor 14 Uhr – seitdem wir aufgestanden sind, um genau zu sein. Da wir am Abend eine wahrscheinlich anstrengende Busfahrt vor uns haben, beschliessen wir, den Tag in Ruhe zu geniessen. Damit Jonas seinen am Vortag gekauften Laptop aufsetzen kann, begeben wir uns zu Starbucks. Dort gibt es (somewhat) gute Getränke sowie Internet. Ein lustiges Bild gibt es auch ab: Jonas, mit seinem neuen Rose-Goldenen Macbook, sein Chai-Latte neben sich. In seinen eigenen Worten: ein richtiges Starbucks-Girl.

Am Abend geht es auf zur Busstation, auf nach Malaysia. Während wir unser Gepäck einladen, halten wir achtsam Ausschau nach Kakerlaken. Immerhin haben uns ein paar Google-Reviews davor gewarnt. Allerdings ist von den Tieren weit und breit keine Sicht. Nach einem letzten fragwürdigen Pork-Dumpling besteigen wir selbst den Bus und machen uns auf eine anstrengenden Fahrt gefasst. Wie unsere Fahrt nach Malaysia tatsächlich verlief, könnt ihr im nächsten Post lesen.

Und damit ist unsere Zeit in Singapur auch schon vorbei. Wir genossen die Zeit in der Stadt, aber nach rund einer Woche freuen wir uns beide darauf, wieder etwas mehr Grün zu sehen. Auch ist es kein Abschied für immer: In rund einem Monat kommen wir für unserer Weiterflug wieder zurück. Zumindest für ein, zwei Tage. In meinem Kopf mache ich bereits Pläne, wie ich in dieser Zeit möglichst viel Essen in mich reinstopfen kann.

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Auf das Wetter in Singapur war (fast) immer Verlass.