Unity in Diversity

Unity in Diversity
Tee soweit das Auge reicht. Gut für eine Erkältung oder zwei.

Dieser Post hat ein wenig auf sich warten lassen. Noch mehr als normalerweise. Denn im Autorenteam gab es einige Umorganisationen und Umstrukturierungen. Ursprünglich waren wir froh, dass wir unser Team erweitern konnten, um endlich die verlorene Zeit aufzuholen. Leider hat sich unser neues Teammitglied während der Probezeit entschieden, eine neue Herausforderung zu suchen. Mitentscheidend war dabei definitiv, dass Pro-Bono Arbeit nun halt den Alltag auch nicht finanziert.

U dr Autag isch scho gnue stressig ohni da no müesse chabis z schribe für Lüt wo eh sitemne haube Jahr i de Ferie si.

Daher hat sich unser nun bereits an die Entlastung gewöhntes Team wieder zusammen reissen müssen und sich dem Müssiggang entledigt. Zumindest teilweise. Reisen ist ja immerhin anstrengend und wir haben ja nicht seit fast einem Jahr keine Verpflichtung mehr.

So isches ja scho niid.

Nach dem wir uns mit Spick aka Lisa in Singapur getroffen haben, sind wir nach ein paar Tagen easygoing-although-expensive city-life ins Flugzeug gestiegen und Richtung Jakarta geflogen. Unser Plan war: von Nord-West nach Süd-Ost zu reisen bis dann Spick von Denpasar, Bali wieder in die Schweiz zieht. Mit Präferenz auf nicht zu lange Bali. Wie ihr wisst: That didn't age well.

Java

Wir haben einiges gelesen über Jakarta, die Hauptstadt von Indonesien. Es soll ein riesiges Chaos sein und wenn du Pech hast, wird dir noch dein Pass gestohlen und du vergisst auszureisen, weil du nie das Ablauf-Datum auf deinem Visa überprüft hast. Gruss an Sasha und Nick in die USA 😜. Als eine der grössten Städte und die dritt grösste Metropolregion in Asien hat die Stadt einiges zu bieten. Sowohl im guten, als auch im schlechten. Zum Glück haben wir Jakarta übersprungen. Aus dem Autofenster sahen wir unserer Meinung nach genug. Thank you, next! (Anmerkung der Lektorin: Uhh Achtung, Ariana-Grande-Fanboy macht sich bemerkbar.)

Das Auto brachte uns nach Bandung. Die Fahrt war eine Verfolgungsjagd aus GTA oder Fast and Furious. Minus Verfolger. Nur teilweise übertrieben. Bandung an sich war eine sehr angenehme Überraschung. Zumindest für mich. Da Spick nun das erste Mal in Asien fragwürdig zubereiteten Street-Food zu sich nahm, legte ihr Magen erstmals ein Veto ein. Ich fand, dass der Stand ziemlich OK aussah. Das Frittier-Öl war noch nicht gelb-grau und auf den ersten Blick sah man keine Kakerlaken 🤷. Wir haben wahrscheinlich schon zu viel Zeit in Asien verbracht, um noch von Sauberkeit – oder derer Absenz – überrascht zu sein. Grundsätzlich servieren eben diese Stände auch das beste Essen. Die Stadt an sich hatte einen interessanten Vibe. Null Tourismus und null Scams. Thats how i like it! Natürlich sind wir alle am ersten Tag komplett überwältigt. Der Verkehr ist so verrückt wie noch nie. Selbst ein halbes Jahr später haben wir nie wieder dergleichen erlebt. Fussgängerbrücken gibt es zwar bei den vierspurigen Strassen. Gebraucht werden sie aber nicht – auch nicht von den Lokalen. Wahrscheinlich sind die durchgerosteten Brücken die grössere Gefahr als der Verkehr. Etwas zu tun gibt es nicht wirklich. Dafür ist Bandung der Ort für People-Watching: Einfach ein wenig durch die Strassen schlendern und den Alltag beobachten. Mein Favorit: Ein halb verlassenes Einkaufszentrum wird als Treffpunkt für Inlineskating-Unterricht benutzt.

Ein wenig Tourismus gibt es dann allerdings trotzdem noch. Wir organisieren uns einen Guide, der uns einen Tag lang durch Teeplantagen und zu einem Vulkansee fährt. Währenddessen erzählt er uns viel über Indonesien und die verschiedenen ethnischen Gruppen in Indonesien. Wer sich Indonesien mal auf einer Karte anschaut merkt schnell: Das Land ist riesig und in viele Inseln aufgeteilt. Indonesien alleine macht etwa die Hälfte von Süd-Ost-Asien aus. Alleine Java – wo sich Bandung und Jakarta befinden– ist riesig. Daher ist nicht gross überraschend, dass jede Inselgruppe eine eigene Kultur, Religion und Sprache mit sich bringt. Oberflächlich scheint das Landesmotto Unity in Diversity teil des Alltags zu sein. Religionen und Völker mischen sich fast in jeder Stadt.

Jede Farbe stellt ein Volk / eine Ethnische Gruppe dar. Viele mit eigener Sprache und Kultur.

Nach ein paar Tagen merken wir aber, dass Bandung vielleicht ein zu steiler Einstieg ist und machen uns auf den Weg nach Yogyakarta. Die Zugstrecke zwischen Yogya und Bandung ist wunderschön, die ich je erlebt habe. Funny-Moment: Bevor der Zug abfahrt Salutieren alle Angestellten. Der Zug schlängelt sich durch bildschöne Reisfelder und Dörfer. Bei unserer Ankunft in Yogya müssen wir uns erstmals ein Café mit Internet suchen, da wir noch kein Hostel gefunden haben. Während wir uns nach einer langen – und mit lang meine ich zwischen 6 - 7 Stunden – Zugfahrt völlig verschwitzt und erschöpft durch die Strassen schleppen, machen wir bereits die ersten Erfahrungen mit den lokalen Kunst-Connoisseurs. Die Gespräche mit ihnen laufen etwa so ab:

Selfeducated Connoisseur of Art and Marketing ( S.C.A.M ) : Hello, where are you from?
Wir: Swizterland
S.C.A.M: Ah Switzerland! Very beautiful country! My insert random family relationship lives in insert random swiss city! Guten Tag right? Anyway I know of an art gallery. Last day today and very good! Let me take you there...

Keine 5 Minuten vergehen, ohne dass jemand uns auf diese Art (haha Art, get it?) anspricht. Teilweise besser versteckt und teilweise offensichtlicher. Hier lernen wir eine wichtige Lektion für unsere restliche Reise. Wenn dich jemand ohne Grund anspricht und eine der ersten paar Fragen "Where are you from" ist: Scam. Noch viel einfacher zu erkennen: Jemand spricht dich als "Friend" an.

Durch die Hilfsbereitschaft die wir in Malaysia von wildfremden Menschen erlebt haben, haben wir uns leider mehrmals in diese Gespräche ziehen lassen, bis wir unsere Lektion gelernt haben. Leider passiert es auch jetzt immer noch ab und zu.

Eine grosse Touristen-Attraktion haben wir uns dann aber trotzdem noch gegönnt. Bei einer DuckDuckGo oder Google Suche nach "What to do in Indonesia" wird fast immer das Monument Borobudur aufgelistet. "Borobudur is the largest Buddhist temple in the world". Wir habe uns also die für unser Budget eher teuren Tickets organisiert und einen Tagestrip gemacht. Das kurze Fazit war: Ohne irgendwelches Hintergrundwissen über Buddhismus ist der Tempel einfach eine kleinere Pyramide mit Wandverzierungen. Klar, vielleicht hätten wir uns vorher informieren müssen, aber die obligatorischen Guides haben uns leider auch nicht mehr Hintergrundinfo gegeben. Immerhin konnten wir uns wieder einmal ein wenig über die Touristen amüsieren, die in den kitschigsten Positionen vor dem Tempel posierten.

Das positive an der ganzen Erfahrung: Unser Hostel hatte einen super Standort. Mitten in einem kleinen Quartier ohne Cafe's oder Souvenierständen. Wenn Kinder auf der Strasse spielen oder Jugendliche auf dem Gemeinschaftsplatz chillen ist man am richtigen Ort.

Dies fasst leider für mich Yogyakarta auch ein wenig zusammen. Den konstanten Scams ausweichen und ein semi-interessanter Ausflug. Eigentlich wäre Yogya für mich eine super schöne Stadt, aber wir verlassen sie mit einem bitteren Nachgeschmack. Den Nachgeschmack wurden wir aber bereits am Bahnhof wieder los. An einem Stand mit Sauberkeitsrating 2/10 bestellten wir unser erstes und leider auch letztes Gudeg. Zubereitet aus junger Jackfrucht schmeckt das Reisgericht wie ein Asiatisches Ragout! Nur viel besser und halt ohne Fleisch.

Mit Gudeg im Bauch machen wir uns auf die nächste Reise Richtung Ostküste von Java und damit Bali. Die Zugfahrt ist durch die Nacht, daher sehen wir leider nicht allzu viel von der Landschaft. Mitten in der Nacht ändert der Zug die Fahrtrichtung und kurzerhand werden alle Passagiere aufgeweckt und die Sitze um 180º gedreht. Interessant. Der Rest der Reise ist nicht weiter erwähnenswert. Mit eine Fähre geht es von Java nach Bali und mit Taxi zum Hostel. Öffentlicher Verkehr existiert in Bali noch weniger als in Tonga.

Bali

Wir haben uns entschieden, für ein paar Tage im Norden von Bali ein wenig zu entspannen. Zum Glück für uns ist in Bali gerade nicht Hochsaison. Dies bedeutet, dass das normalerweise wahrscheinlich überfüllte Küstendorf Amed eine sehr gemütliche Atmosphäre hatte. Unser Hostel war mehr Strandbar als Unterkunft. Der günstige Preis zieht ein interessantes Gemisch von Menschen an. Ein früherer League of Legends E-Sport Spieler hat sich im Hostel einquartiert, da er und sein Bruder aktuell Streit hatten und er deswegen eine temporäre Unterkunft braucht. Er macht die Ausbildung zum Freedive-Instructor und hat sein Leben komplett umgekrempelt. Eine junge Reisende hatte nach einem Wirbelsäulenbruch genug von ihrem Leben und bereist nun Asien. Sie reist aber nicht für Borobudur oder Strand, sondern um sich in die Kulturen einzuleben und wirklich die lokalen Menschen kennen zu lernen. Noch selten habe ich einen so offenen Menschen wie sie kennen gelernt.

Das wirkliche Highlight war aber der Strand, oder besser gesagt, die Unterwasserwelt direkt vor der Bar. Jedes mal beim Schnorcheln haben wir eine Wasserschildkröte gesehen. Und wir waren oft im Wasser. Ausserdem gab es schöne Korallenformationen und viele verschiedene Fische, Rochen und Haie. und das alles weniger als 100 Meter vom Strand entfernt und auf 2 bis 15 Meter tiefe. Für uns ein Paradies. Einen Ausflug zum Instagram-Tempel Tirta Gangga haben wir uns auch noch gegönnt. Nach einer wunderschönen 30 Minuten fahrt mit dem Roller erreichen wir ein Weltklasse Improv-Theater. Vor dem Brunnen werden die Besten Tiktok-Poses ausgepackt, die Influencer rennen von A nach B um die besten Aufnahmen zu machen und einen kleinen Tanz vor dem grössten Brunnen kann man sich auch noch gönnen. Wir hoffen es war Improv. Ganz ganz fest. Nur etwas hat die ganze Idylle gestört. Wir waren alle drei für mehr oder weniger fast zwei Wochen krank. Naja. Gibt schlimmere Orte, um krank zu sein.

⁉️ Momänt mau! Roller fahre?? Dir heit doch gar ke Töffprüefig!

Eeehm ja... guilty as charged. Wenig überraschend wird in Süd-Ost-Asien ausserhalb von Malaysia und Singapur eher wenig wert auf einen Fahrausweis gelegt. Denn ohne Roller sind die meisten Attraktionen zu weit weg oder schlicht einfach zu teuer da die Touren meist viel Kosten. Ist das gefährlich? Ja und Nein. Inzwischen sind wir in Thailand, Vietnam, Laos und Indonesien Roller gefahren.

Unser Take: Gefährlich ist es primär, weil Touristen keine Ahnung vom Rollerfahren haben. Man muss bedenken, viele der Touristen die die Hotspots in Orten wie Indonesien oder Thailand abarbeiten sind in der Altersgruppe zwischen 16 und 25 und haben nicht viel Zeit. Ergo, viele können nicht ein mal Autofahren und haben keine Erfahrung von Strassen verkehr. Ausserdem sind viele übermütig und fahren gerne schnell. Testosteron halt. Wir haben einige verletze junge Reisende vor allem in Bali und Thailand gesehen.

Und ja, der Verkehr ist vielerorts in den Städten so chaotisch wie es du dir vorstellst. Dort fahren wir auch nicht. Auf dem Land ist es zwar weniger chaotisch aber trotzdem noch überfordernd. Man gewöhnt sich aber daran.

Ein paar Grundregeln zum sicherer Fahren:

  • Die meisten Lokalen Verkehrsteilnehmer fahren selten schneller als 30 oder 40km/h ausser auf grossen Strassen. Do the same.
  • Man hat nirgends vortritt. Heisst, der Lastwagen der gerade einen anderen Lastwagen auf deiner Spur überholt wird nicht plötzlich abbremsen und die Spur freigeben. Du bremst ab und machst dem Lastwagen Platz – besonders in Laos! Grundsätzlich: Grösser hat vortritt. Rechtsvortritt existiert nicht.
  • Pass deine Geschwindigkeit und Abstand deinen Bremsen an. Besonders in ländlicheren Gebieten. Denn realistisch gesehen werden drei von fünf Rollern die du mietest sehr schlechte Bremsen haben. Klar kannst du sie vorher Testen und verweigern wenn sie schlecht sind. Aber wenn es halt nur einen Ort zum Mieten gibt...
  • Für Laos: Erwarte das nach jeder Kurve die Strasse durch Löcherkäse ersetzt wurde.

Wie dein Fahrlehrer zu dir sagte: Vorausschauend fahren! Am besten mit Kristallkugel damit du in die Zukunft sehen kannst.

Wie erwähnt, war die Unterwasserwelt an unserem Privatriff einzigartig. Zumindest bis wir einen Ort fanden, an dem ein kleines Wrack auf etwa 7 Meter liegt. Zehn Minuten mit dem Roller entfernt. Ach ja und auch zehn Minuten zu Fuss in einer kleinen Bucht gibt es riesige Fischschwärme, mehr Korallen und einen Unterwasserbriefkasten. Schwierig zu Toppen. Daher haben ich und Rebi noch zwei Tauchgänge zum 120 Meter langem USAT Liberty Schiffswrack gemacht.

Meine Reaktion, als ich nicht gestorben bin, nachdem mich ein Titantriggerfish angegriffen hat.

Habe ich geschrieben wir bleiben ein paar Tage? Ups. Nach mehr als einer Woche ziehen wir entspannt und auskuriert weiter. Wohin war hierbei nicht so einfach. Denn eigentlich hätten wir unsere restliche Zeit auch gut in Amed verbringen können. Aber man reist ja nicht so weit, um nur einen Ort zu sehen... Oder?

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Einmal durchs Schiffswrack

Chill Turtle

Nach langem hin und her entscheiden wir uns für Ubud. Eine kleine Stadt in mitten von Reisfeldern und Hügellandschaft. Gemacht haben wir nicht allzu viel. Ein paar Spaziergänge um die Landschaft zu erkunden. Kurz darauf zogen wir bereits nach Seminyak / Denpasar weiter. Denn leider ist die Zeit mit Spick schon fast um und langsam bewegen wir uns Richtung Denpasar Flughafen.

Bilderbuch-Ubud

Die letzten paar Tage haben wir uns noch mit gutem internationalen Essen – also Italienisch – und Bouldern vertrieben. Ausgelöst haben wir damit aber etwas Unerwartetes. Sechs Monate später schnupft Spick Magnesium und kauft sich alle paar Monate neue Kletterschuhe. Love you 🫶. Mit schwerem Abschied verlässt sie uns dann doch und Ich und Rebi sind wieder auf uns alleine gestellt. Wie das lief, habt ihr ja bereits im Post Mach mal Pause gelesen.

Ich am Flughafen

Karte Indonesien: Von Indonesia_Ethnic_Groups_Map_English.svg: Gunawan Kartapranataderivative work: Svolks - Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet: Indonesia Ethnic Groups Map English.svg:, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27204517Von Indonesia_Ethnic_Groups_Map_English.svg: Gunawan Kartapranataderivative work: Svolks - Diese Datei wurde von diesem Werk abgeleitet: Indonesia Ethnic Groups Map English.svg:, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27204517d